501 Grünland

IDEEN – VISIONEN – HERAUSFORDERUNGEN

Willkommen bei 501 Grünland!

501 Kohlengräberland, der Nordwesten des Rhein-Erft-Kreis, Kölns wilder Westen 

Das Revier lebt noch immer von der Braunkohlenindustrie, vom Braunkohleabbau von der Braunkohlennutzung in den Kraftwerken und in der Veredelung zu Briketts oder zu Braunkohlestaub. Die Braunkohle hat über Jahrhunderte zur Industrialisierung des Landes und der Welt beigetragen. Sie ist neben der Steinkohle und dem Öl einer der wichtigen fossilen Energieträger. In ihrer Zeit waren sie wichtig. Dass die Menschen die Kohle nutzten ist nachvollziehbar, für die Menschen, für die Industrie, für das Wohlergehen. Die Menschen haben immer auf die für sie nutzbaren Ressourcen gesetzt. 

Es ist aber erkennbar und durch die Wissenschaft belegt und schon seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts bekannt, dass die Braun- und Steinkohle, die Nutzung der fossilen Energien generell, zu einem wachsenden Anteil von CO2 in der Atmosphäre führt und dass das nicht ohne Folgen bleibt. Klimawandel gab es immer, menschgemachten Klimawandel in dieser Form und in diesem Tempo gibt es erst seit der industriellen Freisetzung von Kohlenstoff in die Atmosphäre. 

Wir müssen sehen, dass wir so schnell wie möglich zu anderen Formen der Energieversorgung kommen. Um den unvermeidbaren Klimawandel auf 2 Grad zu begrenzen müssen wir an verschiedenen Stellschrauben drehen. 

Das fällt natürlich hier in der Braunkohleregion in 501 Kohlengräberland ganz besonders schwer. An der Kohle hängen Arbeitsplätze, Einkommen, Sicherheiten. Von da aus ist der Widerstand gegen die Veränderung auch nachvollziehbar.

Auf der anderen Seite ist aber klar – spätestens seit dem Kohlekompromiss und den Ausstiegsgesetzen – dass die Bundesregierung auch wirklich gewillt ist, ihre völkerrechtlich verbindlichen Zusicherungen einzuhalten und die Klimaschutzziele des Pariser Abkommens umzusetzen. Ob dafür bis 2038 noch Zeit ist, bezweifeln wir. 2030 ist aus unserer Sicht der späteste Zeitpunkt, die letzten Kohlefeuerungsanlagen zu schließen. 

Bis dahin muss der Strukturwandel im Wesentlichen geschafft sein. Für diesen Strukturwandel braucht es nicht nur intelligente Ideen, nicht nur den Umbau der Industrie, nicht nur der Verlegung von Gas- und Stromleitungen, nicht nur den Ausbau von Windkraftanlagen in der Nord- oder Ostsee, nicht nur die Speicherung von Energie in Speicherkraftwerken oder in Batterien, oder in Form von Wasserstoff. Es braucht auch die Bereitschaft und das Interesse der Menschen in ihren Orten, in ihren Dörfern, in ihren Quartieren und Kommunen an diesem Strukturwandel mitzuwirken. 

Und dazu haben wir uns überlegt, dass wir mit einer Initiative wie 501 Grünland dazu ganz bescheiden beitragen zu können, aus dem Kohlengräberland Grünland zu machen. Das kann gelingen, wenn wir die Menschen gewinnen, mit zu machen. 

501 Grünland liegt auf dem Gebiet der jetzigen Kommunen Bergheim, Bedburg, Elsdorf und Kerpen, meint aber diesen gesamten Zusammenhang der Kommunen im Rhein-Erft-Kreis, die sich um den Hambacher Tagebau südlich und östlich der Sophienhöhe befinden. Wir möchten diesen Raum und die Menschen in diesem Raum aber nicht als Kerpener, oder als Bedburger, als Elsdorfer oder Bergheimer ansprechen. Wir möchten sie als Bewohnerinnen und Bewohner ihrer jeweiligen Orte, also als Kentener, als Orrer, als Kirchhertener, als Sindorfer oder als Horremer darauf aufmerksam machen, dass wir uns in diesen kleinen Gemeinwesen auf den notwendigen Weg machen müssen. 

  • Wir möchten Photozellen auf jedem einigermaßen dazu tauglichen Dach, wir brauchen dafür Hilfe von Stadtwerken, aber wir brauchen auch die Bereitschaft von Hausbesitzern und Wohnungseigentümern Photozellen auf ihren Gebäude zu errichten. Wir brauchen dazu entsprechende Batteriespeicher. 
  • Wir möchten dazu anregen, in den Gemeinden in diesen Orten, in den Dörfern, in den Quartieren, auch mehr für die Fassadenbegrünung zu tun, weil Grün in den Kommunen, in den Siedlungen einfach erforderlich ist, um die Temperaturen einigermäßen in den Griff zu bekommen. Nur Grün in den Wohnstrukturen schafft es, die Temperaturen einigermaßen zu stabilisieren. 
  • 501 Grünland könnte dazu beitragen, dass Wasser gebunden wird. Wir brauchen Auffangsysteme, Zisternen, um die heute veränderten Niederschläge – es gibt weniger oft Regen und dann um so heftiger – aufzufangen und besser zu nutzen. Wir brauchen die Quartiere als Schwamm. 
  • Dann kann man mit dem Abfall noch anderes anfangen. Wir können den ganzen Bioabfall in entsprechenden Anlagen vergären oder entsprechend die energetischen oder gasförmigen Anteile als Biogas nutzen und das entstehende Substrat als Nährstoff im Kreislauf halten. 
  • Dann geht es über die Frage, wie bewegen sich die Menschen, wie kriegen sie den Anschluss an den öffentlichen Verkehr am besten hin? Dazu brauchen wir in den Quartieren entsprechende Mobilstationen, wo das  E-Bike geliehen und sicher untergestellt werden kann, wo es elektrische Carsharing-PKWs gibt, wo Lastenfahrräder gemeinsam mit anderen genutzt werden können und wo die eine Haltestelle im Ort dazu beiträgt, dass aus dem Regionalbus ein Schnellbus werden kann. 
  • Dazu kommt natürlich auch noch der Bereich von Gebrauchtmöbeln, 
  • Oder der Bereich des Gemüseanbaus, oder insgesamt die Möglichkeit von Erzeuger- Verbraucherstrukturen.

Für all das braucht man Kommunikation. Die Leute müssen Ideen entwickeln, sie müssen das Thema Strukturwandel für ihren Ort, für ihr Umfeld als eigenes Projekt auch angehen. Dafür wollen wir Hilfestellungen mit 501 Grünland organisieren. 

Wir suchen konkret Menschen, die uns in diesem Prozess in der Weise unterstützen, dass sie Agentinnen und Agenten von 501 Grünland in den einzelnen Dörfern und Quartieren werden und uns als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Ideen aufschreiben, Ideen kommunizieren und sich mit den anderen Dörfern in 501 Grünland austauschen. 

Das könnte in der Form passieren, dass wir ganz modern und corona-tauglich Videokonferenzen machen, vielleicht einmal im Monat oder einmal die Woche, je nachdem was notwendig ist. Alle Dorf- oder Quartiersagentinnen und -agenten sollen die Aspekte einbringen, die vorher in ihrer Agentur aufgelaufen sind. Die Bürgerschaft kann sich an die 501 Grünland – Agentur wenden. Die Ideen werden von uns auf www.501gruenland.de gepostet. Auf diese Weise entsteht ein Ideenaustausch. Das eine Gute kann vielleicht auch woanders fruchtbar werden. 

Wir werden hier neben den organisierten Bemühungen von Bund, Land und Kommunen eine Strukturentwicklung brauchen, die von den Menschen ausgeht und mit den Menschen geht. Eine Strukturentwicklung, die auch die, die jetzt noch in der Braunkohle beschäftigt sind oder beschäftigt waren, vielleicht mit denen versöhnt, die aus ihren Dörfern mit ihren Erinnerungen vertrieben wurden. Deswegen wird es auch Agenten für die Orte geben müssen, die vom Tagebau zerstört wurden. Jetzt gibt es da durch die Rekultivierung „Natur aus zweiter Hand“, steht vielleicht ein Wald oder ein See. Vielleicht gibt es ein Erinnerungskreuz oder eine Kapelle. 

Wir möchten, dass an diese Orte erinnert wird, sie eine Stimme in 501 Grünland haben.

Vielleicht soweit erst einmal zu dieser völlig irren Idee.

 

CoverPhoto_Trockenheit_01